Lockdown, Social Distancing – wir gehen in die dritte Woche der Corona-bedingten Einsiedelei. Sinn und Zweck des gesamtgesellschaftlichen Hausarrests ist es – so Virologen und Politiker unisono –, Zeit zu gewinnen, bis ein wirkungsvoller Impfstoff gefunden wurde. Doch das kann noch dauern.
Angekommen ist der Zeitgewinn dagegen sehr effektiv bei den Abertausenden von Kurzarbeitern, vollkommen umsatzlosen Soloselbständigen oder gestressten Home-Officern. Denn die Morgentoilette hat sich mittlerweile um einiges verkürzt.
Wer will sich morgens noch zeitaufwendig schminken oder rasieren? Und auch die tägliche Grundsatzfrage vor dem Kleiderschrank „was ziehe ich heute an?“ stellen sich in diesen verrückten Zeiten nur noch die wenigsten. Warum auch?

Aus „casual friday“ ist längst „casual all day“ geworden. Es merkt ohnehin niemand, wie man aussieht, außer der eigene Ehe-, Lebens- oder WG-Partner. Und auch dessen Erscheinungsbild degeneriert ja seit Wochen von salopp Richtung schlampig. Verhaltenspsychologen erkennen in dieser Entwicklung einen zunehmendem Kontrollverlust.
Diesen diagnostizierte der Modeschöpfer Karl Lagerfeld schon vor fast 20 Jahren, als er in einer Talkshow feststellte: „Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.“ Lagerfeld meinte es anders, aber er hat recht behalten – egal, wer oder was den Kontrollverlust auslöst.