Vermutlich dem medialen Sommerloch oder der seit Tagen herrschenden Bullenhitze ist es geschuldet, dass derzeit eine alte EU-Trinkwasser-Richtlinie wieder ausgegraben wird. Danach sollen Restaurants und Kantinen Leitungswasser kostenlos anbieten. Aber das ist keine verbindliche Vorschrift aus Brüssel, sondern bleibt Sache der Mitgliedsstaaten, betont Kommissionsvizepräsident Frans Timmermanns.
Für Italien-Urlauber, Frankreich-Fans und Liebhaber österreichischer Kaffeehauskultur ist diese EU-Empfehlung ein alter Hut, denn dort ist es in den meisten Restaurants und Cafés üblich, dass zum Kaffee, aber auch zum Essen kostenlos Leitungswasser gereicht wird.
Ein positiver Nebeneffekt der EU-Initiative: Würden mehr Menschen Leitungs- statt Flaschenwasser trinken, könnten EU-Haushalte nach Berechnungen der Kommission mehr als 600 Millionen Euro jährlich sparen. Auch die Umwelt würde profitieren, sagte Timmermans.
Schätzungen zufolge könnte der Gebrauch von Wasserflaschen um 17 Prozent zurückgehen, wenn die Qualität von Leitungswasser steige, schreibt das Magazin Der Spiegel. Deshalb spiele die Wasserstrategie auch mit der erst kürzlich vorgestellten Plastikmüll-Strategie der EU-Kommission zusammen.
Aber zurück zum Thema: Vom wohl bekanntesten Kaffeehaus in Wien, dem Hawelka, lernen wir: Ein Kaffee ohne einem Glas Wasser ist kaum vorstellbar. Der Wasserhaushalt wird dadurch spürbar ausgeglichen, und es dient vor allem als kleine Erfrischung. Der ursprüngliche Sinn und Zweck des Wassers war jedoch nicht das Trinken zum oder nach dem Kaffee.
Früher, als Kaffeehäuser meist von Adel und Bürgertum besucht wurden, wäre es unschicklich gewesen, den Löffel einfach abzulecken oder auf die Untertasse zu legen. Daher wurde ein Glas Leitungswasser mitserviert, in dem der Löffel abgelegt werden konnte.
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