Was bisher geschah: Im Sommer 2021 meldete sich bei uns eine Immobilienfirma. Sie hätten unser Mietshaus gekauft, geplant sei der Abriss und der Bau von Eigentumswohnungen. Wir hätten aber natürlich ein Vorverkaufsrecht und man würde uns bei der Suche einer adäquaten neuen Wohnung gerne helfen (Mucnjus berichtete).
Danach wartete wir geduldig wahlweise auf Wohnungsvorschläge beziehungsweise auf die sogenannte „Verwertungskündigung“ unseres uralten Mietvertrags. Na ja, Wohnungsvorschläge kamen dann vereinzelt – aber die Behausungen waren eher etwas für Studenten. Die Kündigung ließ aber weiter auf sich warten, denn nach geltendem Mietrecht muss erst eine Abriss- und dann Baugenehmigung vorliegen, bevor Kündigungen ausgesprochen werden.
Es wird einsam um uns herum
Da wir neun Monate Kündigungsfrist hatten, konnten wir also in Ruhe abwarten, wie es weitergeht. Währenddessen packte aber ein Mieter nach dem anderen seine Sachen und zog aus. Manche waren ohnehin auf dem Sprung, andere konnten dem Abfindungsangebot der Immobilienfirma nicht widerstehen. Kurz: Um uns herum wurde es immer einsamer.
Und viel schlimmer noch: Es kümmerte sich niemand mehr um das Haus. Der Hof füllte sich mit Sperrmüll der Ausgezogenen, Tauben nisteten sich überall ein (mit entsprechenden Hinterlassenschaften), und die Immobilienfirma vermietete die leeren Wohnungen an irgendwelche Baufirmen für deren Handwerker, während sie auf die Abrissgenehmigung und unseren Auszug wartete.
Außerhalb unserer vier Wände wurde es zunehmend unzumutbarer, sodass wir uns jetzt entschlossen haben, noch vor einer offiziellen Kündigung auszuziehen. Das war wohl auch das Kalkül der Immobilienfirma – aber letztlich doch die richtige Entscheidung, wie sich noch zeigen wird.
Nach 60 Jahren: Aus is!
Schweren Herzens kehre ich nach 60 Jahren als echtes Münchner Kindl meiner Heimatstadt also erstmals – aber gezwungenermaßen – den Rücken. Doch der Umzug hat auch positive Aspekte. Der Arbeitsweg verringert sich wesentlich, und wir haben von unserer neuen Terrasse aus stets „göttlichen Beistand“ vom Domberg. Und im Sommer fühlt es sich an, als ob man dauernd in einer Ferienwohnung im Süden wäre.