Fruchtbare Folgen des Lockdowns?

Das Leben blüht wieder in München. Erstens ist es endlich ein wenig sommerlicher, nachdem der Frühling mehr oder weniger ausgefallen war. Und zweitens wurden die Corona-Maßnahmen angesichts der positiven Entwicklung der Fallzahlen erheblich gelockert.

Das bedeutet, die Wirte dürfen wieder ihre Bier- und Schanigärten öffnen, und schon beleben Sonnenschirme und Café-Bestuhlung wieder das Stadtbild. Und noch eines fällt auf: schwangere Frauen. Es mag ein subjektiver Eindruck sein, aber beim ersten einstündigen Café-Besuch nach dem Lockdown wurden fünf werdende Mütter gesichtet.

Solchermaßen sensibilisiert startete Mucnjus eine statistische Erhebung. Heraus kamen innerhalb von zusammen drei Stunden an drei Tagen im „Forschungsgebiet“ zwischen Viktualienmarkt und Gärtnerplatz 16 (!) Frauen, die mehr oder weniger kurz vor der Niederkunft stehen.

40 Wochen zurückgerechnet sind wir im September 2020 – also mitten im Lockdown. Die Tage werden kühler, die Nächte länger, und wie schon im Frühjahr – kurz nach Beginn des Pandemie-bedingten Hausarrests – wird über eine Welle von „Corona-Babys“ spekuliert.

Erinnerungen an die Blackouts in New York

Da werden Erinnerungen wach an die beiden Blackouts in den USA 1965 und 1977. Selbst die seriöse „New York Times“ berichtete damals von überfüllten Kreißsälen und gestressten Hebammen. Später wurden diese Meldungen jedoch ins Reich der Gerüchte verwiesen, denn die offiziellen Statistiken zeigten keinerlei gehäufte Geburten als Folge der großen Stromausfälle.

Apropos Statistik: Neun Monate nach dem ersten Lockdown im März meldeten auch die bayerischen Standesämter keine Auffälligkeiten bei den Geburtenraten. Anders in München. Hier gingen im Dezember und Januar 3461 Geburtsanzeigen ein – rund 1000 mehr als ein Jahr zuvor.

Und dass, obwohl die Deutschen laut Einzelhandelsverband im Frühjahr 2020 nicht nur Nudeln und Klopapier, sondern auch Kondome gehamstert haben.

Statistische oder hormonelle Ausreißer?

Ob es sich zu Jahresanfang um statistische oder doch hormonelle Ausreißer gehandelt hat, und wie sich der Sommer in den Münchner Geburtsstationen entwickelt, lässt sich jetzt noch nicht sagen. Aber Indizien sprechen für zahlreichen Nachwuchs.

Laut Analysen von Online-Zahlungsdienstleistern ist der Umsatz von Baby- und Kleinkindprodukten in den vergangenen Wochen um 69 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Besonders stark nachgefragt wurden Produkte für Neugeborene wie etwa Wickelkommoden (plus 121 Prozent) und Babybetten (plus 61 Prozent).