In den kommenden Tagen konferiert die ewige Kanzlerin wieder mit den Länderchefinnen und -chefs, mit welchen Maßnahmen Deutschland weiter durch die Corona-Pandemie kommt. Da die Politiker bei diesem Thema – wie sie seit Monaten betonen – „auf Sicht fahren“, bleibt zu hoffen, dass sie kurzfristig an den 6. Dezember denken.
Denn wie so alles andere müsste auch der traditionelle Nikolausbrauch in diesem denkwürdigen Corona-Jahr anders ablaufen, als seit Mitte des 16. Jahrhunderts tradiert. Daher sollten sich die Berliner Corona-Lenker angesichts des nahenden Nikolaustags ein paar wichtige Fragen stellen:
Gehört der altehrwürdige Mann aus dem türkischen Myra nicht schon längst zur pandemischen Risikogruppe und sollte daher zum Eigenschutz nicht vor die Tür gehen? Außerdem empfehlen Gesundheitsminister Spahn und all die anderen Experten doch, nicht notwendige private Reisen zu vermeiden und allenfalls aus beruflichen Gründen unterwegs zu sein.
Da der Nikolaus und spätere Bischof von Myra Sohn reicher Eltern war und bekanntermaßen sein Vermögen an mittellose Mitmenschen verschenkte, hatte er es sicher nicht nötig, zu arbeiten. Also gilt der Nikolaus-Besuch strenggenommen als private und damit als zu vermeidende Veranstaltung.
Sollte sich der Nikolaus mit einer Sondererlaubnis aber doch auf seine Gabentour machen, gilt dann sein weißer Bart als wirkungsvoller Mund-Nasen-Schutz, oder muss er eine Maske tragen? Und reicht dann eine gewöhnliche Alltagsmaske oder wäre eine filtrierende Profi-Halbmaske – FFP2 oder FFP3 – nicht besser, wie es das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte empfiehlt?
Überhaupt stellt sich die Frage, ob der Nikolaus an der türkisch-deutschen Grenze einen negativen PCR-Test vorweisen konnte oder wenigstens vor seiner Gabentour in strenger Quarantäne war? Wenn demnächst also ein alter Mann mit rotem Umhang an der Tür klingelt, sollte man sich vorsichtshalber einen gütigen Covid-19-Test zeigen lassen.
Ein zentraler Bestandteil der Bekämpfung jeder Pandemie ist das Unterbrechen der Infektionsketten – daher die verschärften Kontaktregeln. Was also ist, wenn der Nikolaus seinen ständigen Tour-Begleiter Knecht Ruprecht dabei hat?
Es ist ja wohl davon auszugehen, dass der türkische Bischof und der eher finstere und einfältige Ruprecht kaum in häuslicher Gemeinschaft wohnen. Insofern treffen sich dann mehr als zwei Haushalte, was eindeutig den Kontaktregeln widerspricht und entsprechend zur Anzeige gebracht werden sollte.
Bevor es jedoch mit dem Nikolaus heuer nichts wird, gäbe es noch eine digitale Alternative. Quasi aus dem Home-Office könnte sich der Heilige Mann ja per Videokonferenz in jeden Haushalt einwählen.
Doch Vorsicht: Wenn dann plötzlich ein älterer Herr mit schütterer Fön-Frisur und Sonnenstudio-verfärbtem Angesicht auf dem Bildschirm erscheint, etwas von Wahlbetrug faselt und behauptet, er würde mangels fähiger Mitarbeiter vorübergehend auch dieses, wichtige Amt endlich übernehmen, könnte es sich um ein Fake-Video handeln.