Nomen est omen – auch bei Handwerkern?

Seit Monaten steht das öffentliche Leben quasi still. Cafés und Biergärten sind geschlossen, die Ferienflieger bleiben am Boden, und die meisten Münchner sitzen im Homeoffice. Dort verdienen sie zwar weiter ihr Geld, können es aber nicht so richtig ausgeben.

Das bremst zwar momentan so manches Branchenwachstum, nicht so das des Handwerks. Einen Installateur, Fliesenleger oder Maler einigermaßen zeitnah zu bekommen, war ja schon früher Glücksache, heute ist es fast wie ein Lottogewinn.

Glaubt man offiziellen Statistiken, fehlen bundesweit rund 65.000 Handwerker. Alle anderen werkeln unverdrossen an öffentlichen Bauwerken, ziehen Fertighäuser hoch oder sind mit energetischen Sanierungsarbeiten beschäftigt. So auch in München.

Straßen sind voller Handwerker

Wie viele Maurer, Fliesen- und Bodenleger, Gerüstbauer und sonstige Gewerke innerstädtisch unterwegs sind, ist Mucnjus aber erst aufgefallen, als der Kleintransporter vom „Schrägle Innenausbaul“ an der Ampel stand. Der Name sagt doch alles: Was der einbaut, sitzt, passt, wackelt und hat Luft!

Solchermaßen sensibilisiert hat Mucnjus in den vergangenen Wochen auf den Straßen von München nach ähnlichen Firmennamen Ausschau gehalten. Fazit: Oftmals wirkt der Familienname im Firmenlogo durchaus vertrauenserweckend – manchmal aber auch irritierend.

Vertrauen auf den ersten Blick

So geht man etwa beim „Ofenbauer Brandstätter“ doch automatisch davon aus, dass die Firma kein Startup ist, sondern die Errichtung von Feuerstellen gewissermaßen seit Generationen in der Familie tradiert ist.

Geradezu Programm scheint der Familienname bei der „Nagel Dachdecker- und Zimmereibetrieb GmbH“. Ist doch der Nagel unverzichtbar beim Dachdecken. Auch die im Bereich Schädlingsbekämpfung und Taubenabwehr tätigen „Biebl & Söhne“ scheint für Leidgeprüfte direkt der Himmel zu schicken.

Marketingtechnisch suboptimal

Aus marketingtechnischen Gründen sollten sich manche Handwerker dagegen überlegen, die Firma umzubenennen oder zumindest den Werbeschriftzug auf dem Transporter zu ändern. So weckt doch „Ihr Fensterspezialist Maurer“ unliebsame Assoziationen an den eigenen Windows-PC mit seinen nervigen Systemfehlern.

Beim „Malerbetrieb Klix“ hoffen zumindest pessimistische Naturen, dass sich die Kleckse auf dem neu verlegten Parkett in Grenzen halten. So richtig kritisch wird es, wenn man bei der Suche nach dringend benötigten Handwerkern, die gerade Zeit hätten, nur die Wahl hat zwischen „Elektroanlagen Habenschaden“ oder „Elektroinstallation Schlag“.

Aber „nomen est omen“ muss ja nicht immer gelten. Zumal diese Redensart ursprünglich vom römischen Komödiendichter Plautus stammt, und Rom schon lange untergegangen ist.

Und dass Namen gleichzeitig auch Menschen charakterisieren, kommt ohnehin nur bei Asterix vor. Erfahrene Leser des Comics wissen, dass Autor René Goscinny seinen Protagonisten gerne vielsagende Namen gab: Miraculix (Mirakel, das Wunder) war der Druide und Troubadix (Troubadour, Sänger und Dichter im Mittelalter) der Künstler im Dorf.