Serie: Gestern und heute (Hotelgeschichten)

Als München noch königlich war und die Bürger noch herrschaftlich, also vor allem im 19. Jahrhundert, gab es etliche noble Herbergen für die hochwohlgeborenen Gäste, wie etwa das Continental in der Ottostraße, das Regina-Palast-Hotel am Maximiliansplatz, das Hotel Deutscher Kaiser am Bahnhof oder das Hotel Bellevue am Stachus, aus dem der Königshof hervorging, bevor er 2019 abgerissen wurde.

Von diesen „Grandhotels“ sind nur noch zwei – fast wie in ihren damaligen Glanzzeiten – erhalten und aktiv: Das Hotel Vier Jahreszeiten und der Bayerische Hof. Beiden Hotels ist gemein, dass sie an sehr traditionsreichen Orten in München stehen und auf königliche Anregung entstanden.

In ihnen residieren aber längst keine hochwohl-, sondern allenfalls noch reich geborene Gäste – oder solche, die sich dafür halten. Besuchen wir zuerst das Hotel Vier Jahreszeiten in der Luxus-Einkaufsmeile Maximilianstraße.

Der bayerische König Maximilian II. führte die Tradition seines Vaters Ludwig I. fort und betätigte sich als planmäßiger Erweiterer der Stadt München. Der engagierte Monarch, dessen Ruf Wissenschaftler und Künstler in die bayerische Kapitale folgten, war verantwortlich für die Entstehung der östlich der Altstadt gelegenen Maximilianstraße.

Einen Fixpunkt in der Maximilianstraße bildet damals wie heute das am 25. Juli 1858 eröffnete Hotel Vier Jahreszeiten. Das Hotel wurde nicht nur mit dem Segen von Maximilian II., sondern vielmehr auf seine königliche Anregung hin erbaut. Der Monarch wünschte sich ausdrücklich an seinem Prachtboulevard „das nobelste Stadthotel“.

In einer Zeit, in der es in Privathäusern so gut wie keine Bäder gab, macht der Einbau von sechs Marmorbädern in dem Hotel Furore. Nicht minder aufregend sind die 60 Pferdeställe samt Pferdedampfbad und der Paternoster-Aufzug des Hotels, mit dem man bequem von Etage zu Etage fahren kann.

Zudem war die Luxusherberge eine der ersten Einrichtungen in München mit einer Telefonanlage und Apparaten in den Zimmern und wurde so zum Vorreiter eines gänzlich neuen Services.

Das Vier Jahreszeiten 1910…

1910 war noch nicht soviel Verkehr in der Maximilianstraße. Und vor dem Eingang steht kein einziges Automobil. Heute undenkbar.

1890 bekam der Bayerische Hof ein eigenes Kraftwerk für elektrisches Licht. Dafür wurden die alten Dampfkessel im Keller durch elektrische Akkumulatoren ersetzt, die von einer Turbine in dem unter dem Hotel fließenden Stadtbach gespeist wurden. Seitdem erstrahlte die Hotelfassade jeden Abend im Glanz von mehr als 1000 Glühlampen – immerhin ein Viertel der öffentlichen, elektrischen Beleuchtung im gesamten damaligen Münchner Stadtgebiet.

Notiz am Rande: Da die männlichen Gäste ihre Zigarren nun nicht mehr an der Flamme des offenen Gaslichtes anzünden konnten, gehörte ab sofort auch ein „neumodischer“ elektrischer Zigarrenanzünder zur Ausstattung der Zimmer.

Bei den Luftangriffen auf München im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude schwer beschädigt, 1944 brannten alle Gebäudeflügel, bis auf den direkt an der Maximilianstraße gelegenen, vollständig aus. Dieser historische Teil hatte jetzt eine Etage weniger.

…und 2020 

Nahezu unverändert präsentiert sich das Vier Jahreszeiten in der Maximilianstraße.

Das Vier Jahreszeiten gehört heute der Luxushotelgruppe Kempinski, die in den vergangenen Jahren etliche Millionen Euro in das Haus gesteckt und mit der Zeit alle Zimmer renoviert hat.

Um das Geld wieder hereinzubekommen, bietet das Vier Jahreszeiten nicht nur hochpreisige Übernachtungsmöglichkeiten, sondern auch das teuerste Sandwich Münchens, belegt mit Hummerschwänzen, Trüffel und Kaviar, für stolze 111 Euro. Aber inklusive Pommes.

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