Das Kreuz mit dem Kreuzchen

Noch rund vier Wochen, dann wählen die Bayern einen neuen Landtag. Doch nach aktuellen Umfragen weiß erst ein Drittel der Wähler, ob und wem sie ihr Kreuzchen gibt. Aber die Parteien tun alles, um das Volk an die Urnen zu treiben.

Die Stadt ist mittlerweile vollgepflastert – oder besser gesagt – vollplakatiert von Kandidaten jeglicher Couleur mit mehr oder wenigen kreativen Aussagen.

Diese Art der Parteienwerbung ist nicht nur „geschäftsschädigend“ für so manchen Vierbeiner, der schlicht keinen freien Baum mehr findet. Sie ist in manchen Fällen sogar gefährlich, wenn man etwa beim Abbiegen mit dem Auto vor lauter Partei-Nasen keine Radfahrer mehr sieht.

Und ob die schiere Menge an meinungsbildenden Werbetafeln ihren Sinn erfüllt, ist ohnehin zweifelhaft. Denn wer etwa mit dem Bus oder dem Fahrrad vom Sendlinger Tor zum Ostbahnhof fährt – eine Strecke von nicht einmal vier Kilometern – kommt an grob gezählt 300 Wahlplakaten vorbei. Botschaften bleiben dabei nicht wirklich hängen.

Aber wer sich dennoch für seine demokratische Pflichterfüllung informieren möchte, dem steht ja seit neuestem der aktuelle Wahl-O-Mat als virtuelle Orientierungshilfe für die Landtagswahl zur Verfügung. Entwickelt hat den Wahl-O-Mat die Bundeszentrale für politische Bildung gemeinsam mit der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit und dem Bayerischen Jugendring.

Wahl-O-Mat-O-Mei

Klicken und wählen. Der Wahl-O-Mat unter www.wahl-o-mat.de als Orientierungshilfe für Unentschlossene.

Dabei werden die eigenen Ansichten mit den Wahlprogrammen der verschiedenen Parteien verglichen. Dazu muss man „nur“ 38 Fragen beantworten, die auf Basis der Wahlprogramme ausgewählt wurden.

Die Ergebnisse überraschen. Wer beispielsweise als moderat linksorientierter Bürger die Fragen nach seinem besten Wissen und Gewissen beantwortet, bekommt am Ende einen interessanten Wahlvorschlag. Die eigene Meinung passt am besten zur Linken – oder zur FDP. Was für ein Spektrum!

Genau darin liegt der Grund fehlender Wahlmotivation vieler: Die Parteien unterscheiden sich kaum noch voneinander, und es ist fast egal, wem man sein Kreuzchen gibt. Vor diesem Hintergrund bekommt der Begriff „Wahlurne“ eine ganz neue Bedeutung: Es ist der Ort, an dem des Volkes Wille zu Grabe getragen wird.